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10. Juli 2017
1984: Georges Orwells Vision einer dystopischen Welt
Im Jahre 1948 stellte George Orwell seinen Roman Nineteen Eighty-Four fertig. Er zeichnet darin ein düsteres Bild der Zukunft in einem Land, das geprägt ist von totalitärer Überwachung und der absoluten Unfreiheit des einzelnen.
Von Natascha Neufuß
Wer sich die Zeit nimmt und sich mit Orwells Buch befasst, wird in unangenehmer Weise feststellen, dass unsere heutige Zeit deutliche Parallelen zu dem im Buch beschriebenen System aufweist. Es ist unheimlich und zugleich bedrückend: Es ist die Rede von einem Oligarchischem System, in dem ein Zustand des Krieges künstlich aufrecht erhalten wird um die Masse, im Buch als Proletarier dargestellt, klein und dumm zu halten. Dazu wird zum einen eine permanente Bedrohung suggeriert und die kleinen Leute, für das System nichts als Tiere, werden mit Lotterien und geistlosen Beschäftigungen, die sie neben ihrem Tagewerk, ihr Leben nennen, beschäftigt. Sie haben gerade genug um zu überleben, werden gegeneinander aufgehetzt und dazu angehalten sich gegenseitig zu denuzieren. Über dem Prols steht die Klasse der Mittelschicht, die etwas mehr besitzt aber ebenfalls kleingehalten wird um der winzigen herrschenden Klasse, die im Buch 3% der Gesamtbevölkerung ausmacht, gehorsam zu dienen.
Im Buch ist die Rede von drei verfeindeten Mächten die die Welt kontrollieren: Oceanien, Eurasien und Ostasien. Diese befinden sich in einer dauernden Kriegshandlung, haben jedoch irgendwann nach atomaren Kriegen und viel Verwüstung festgestellt, dass sie alle nicht gewinnen können, da das Kräfteverhältnis ausgeglichen ist. Daher ist man dazu übergegangen sich damit zu begnügen die Kontrolle über die Massen aufrecht zu erhalten und sie mit der Kriegsangst klein zu halten und eine Rechtfertigung für den dauerhaften Ausnahmezustand und die armseligen Verhältnisse zu haben, in denen die meisten leben. Die Gesellschaft ist wie schon erwähnt aufgeteilt in die drei Kasten und wird von den verschiedenen Ministerien kontrolliert und überwacht. Diese Überwachung ist so totalitär, dass selbst freie Gedanken, unter Todesstrafe verboten sind.
„Dauerhafter Krieg als Rechtfertigung für Überwachung und Beschneidung der persönlichen Rechte“
Erster Teil: Vom Leben in einer dystopischen Welt
Die Hauptfigur ist ein desillusionierter Beamter der Mittelschicht, der im „Landefeld 1“ in England lebt, was zum Sektor von Oceanien gehört, das Nord-und Südamerika, Australien und das südliche Afrika umfasst. Winston Smith, der im Ministerium für Wahrheit tätig ist, lebt gefährlich, denn in ihm keimt Gedankengut das ihm den Tod bringen könnte: Er stellt insgeheim das System in Frage. Sein Job besteht darin die Wahrheit der Geschichte in älteren Büchern, Zeitungen und anderen Medien so zu frisieren, dass sie zur derzeitigen Ausrichtung der Parteielite passt. Es wird Geschichtsklitterung betrieben um so, die historische Wahrheit für die Öffentlichkeit und die Nachwelt zu verfälschen. Der Enddreißiger, der sehr an Geschichte interessiert ist, leidet unter dem totalitären und diktatorischen Regime und kann sich insgeheim schon lange nicht mehr mit der Parteidoktrin identifizieren.
„Gelenkt durch die Furcht vorm unsichtbaren Feind werden die Massen gefügig gemacht“
Der durch die nie sichtbare, vom ebenfalls unsichtbaren Big Brother, geführte Parteispitze, regiert die Massen mit Hilfe von Propaganda und Überwachung. In jeder Wohnung und an jedem Ort sind nicht abschaltbare Telebildschirme (!) installiert, mit denen die Gedankenpolizei permanenten visuellen und auditiven Zugriff auf alles und jeden hat. Im Staatsfernsehen wird Hass auf einen unsichtbaren Staatsfeind geschürt: Tag für Tag wird der Hass durch die Medien verbreitet und sorgt so dafür das nie jemand vergisst dass es eine gemeinsame, übermächtige und allgegenwärtige Bedrohung gibt, die für die kläglichen Umständen in denen die meisten leben verantwortlich ist und die die Überwachung notwendig macht, denn diese geschieht ja nur zur Sicherheit! Die Menschen sind absolut unfrei und haben noch nicht einmal das Recht auf eigene Gedanken, Beziehungen oder Sex. Reproduktion erfolgt durch staatlich kontrollierte, künstliche Befruchtung. Der Mensch ist eine Maschine.
Der erste Teil des Buches erzählt den Alltag im totalitären Überwachungsstaat. Es geht um den entbehrungsreichen Alltag des Winston Smith und zeichnet ein Bild der dystopischen Welt. Winston der im äußeren Ministerium tätig ist, lebt ein tristes Leben ohne Beziehungen und Freude. Er wird wie alle anderen auch dazu gezwungen an Propagandaveranstaltungen wie der „Hasswoche“ teilzunehmen die speziell dem Hass auf politische oder militärische Gegner gewidmet ist. Die Gegner sind dabei völlig austauschbar. Jeden Tag müssen alle am sogenannten „Zwei-Minuten-Hass“ teilnehmen, wo die Angst und der Hass in jedem wach gehalten werden. Innerhalb dieser kollektiven Situationen kann sich selbst der Protagonist nicht gegen die Hassgefühle wehren; Die Massenpsychologie arbeitet effizient und die Massen laufen mit all der negativen Wut im Bauch in genau den Bahnen die das Regime vorgibt.
Sein Interesse an der Vergangenheit treibt Winston umher. Durch seine Arbeit im Ministerium für Wahrheit, stellt er vieles in Frage, denn er weiß genau um die Verfälschung der Geschichte im Auftrag der Partei, er hat ja selbst daran mitgearbeitet. Er ist sich nicht einmal sicher, ob es die anderen Staaten, die ja den bedrohlichen Feind darstellen, überhaupt gibt. Beweise für deren Existenz gibt es keine! Er fragt sich auch insgeheim ob die Raketen, die immer wieder in den Elendsvierteln einschlagen, nicht vielleicht vom Regime selbst abgefeuert wurden um ein nicht existentes Feindbild aufrecht zu erhalten. Gefährliche Gedanken. Seine Suche nach der Wahrheit führt Winston immer wieder in die Elendsviertel der Proles. Dort lernt er Mr. Charrington kennen, einen Ladenbesitzer, der ihm einen Briefbeschwerer in Form einer Glaskugel zeigt, in der eine Koralle eingebettet ist. Winston ist fasziniert von der Schönheit dieses Stücks Vergangenheit und erwirbt selbiges. Mr. Charrington zeigt ihm ein Zimmer, das oberhalb seines Ladens liegt und allem Anschein nach nicht mit einem überwachenden Teleschirm versehen ist. Der Protagonist möchte das möblierte Zimmer am liebsten mieten, hat aber Angst und entscheidet sich doch dagegen.
Zweiter Teil
Im zweiten Teil lernt Winston die geheimnisvolle Julia kennen die ebenfalls im Ministerium tätig ist. Sie sehen sich ein paar mal zufällig und irgendwann gelingt es Julia, Winston einen Zettel zuzustecken auf dem sie ihm ihre Liebe gesteht. Es beginnt eine schwierige Affäre. Winston zeigt Julia das Zimmer über dem Laden und überredet sie es zu mieten, sodass die beiden dort ihre Liebe ausleben können. Es kommt zu Gesprächen mit einem Mitglied der inneren Partei, einem gewissen O´Brain, den Winston aufgrund seines leicht auffälligen Verhaltens für einen Rebellen hält. O´Brain der sich als Mitglied der Untergrundorganisation „Die Bruderschaft“ ausgibt, trifft sich mit Julia und Winston in dessen Wohnung, in der der Telebildschirm zumindest zeitweise auszustellen ist. ( Mitglieder der inneren Partei genießen gewisse Privilegien) Er besorgt Winston ein Buch, das Staatsverräter Nummer eins, Emmanuel Goldstein, geschrieben haben soll. Goldstein soll der Anführer der dubiosen Bruderschaft sein, gegen die die Partei massiv propagandistisch hetzt. Das Buch trägt den Titel „Die Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus“. Darin findet Winston alles was er ohnehin schon weiß in deutlicher Form, das Warum bleibt weiterhin unklar. Julia und Winston machen Zukunftspläne. Julia, möchte ein freies, selbstbestimmtes Leben führen, Winston will das System bekämpfen. Dabei ist beiden klar, das wenn man sie findet, was wahrscheinlich ist, beide gefoltert und getötet werden würden. Tatsächlich wird in diesem Augenblick das Zimmer von der Gedankenpolizei gestürmt; Angeführt wird diese vom Ladenbesitzer Mr Charrington, einem geheimen Mitglied dieser Einheit. Es zeigt sich das der Raum keineswegs sicher war, hinter einem Wandbild getarnt befindet sich ein Telebildschirm. Alles wurde gesehen und gehört.
Dritter Teil
Der dritte Teil handelt von der Gefangenschaft und der Folter des Protagonisten und der anschließenden Umerziehung. Winston wird in einem Fensterlosen Raum festgehalten, der an jeder Wand einen Telebildschirm trägt und der immer hell beleuchtet ist. Er bekommt kein Essen und baut stark ab. Winston verliert das Zeitgefühl. Durch Mitgefangene erfährt er vom Zimmer 101 vor dem alle große Angst haben. Winston wird verhört und muss Geständnisse abgeben und wird gefoltert. Der zuständige Offizier ist niemand anderes als O´Brain, der sich vor Winston als Mitglied des Widerstandes ausgegeben hatte. In Wahrheit gehört er der Parteispitze an. Durch die permanente Folter mit Elektroschoks wird Winston Gehirngewaschen. Das Ziel ist es Winstons Widerstand gegen das System zu brechen und zwar vollständig. Den Weg dahin beschreibt O´Brain ihm folgendermaßen: Er muss lernen, verstehen und akzeptieren. Der Offizier wendet perfide Techniken an um Winstons Geist zu brechen und seinen Willen zu manipulieren. Dazu zwingt er den abgemagerten und von der Folter gezeichneten Winston dazu, seinen Körper während der Folter im Spiegel zu betrachten. So soll dieser erkennen (lernen), dass Widerstand zwecklos ist und er genau wie alle anderen ausgeliefert ist. Winston ekelt sich vor sich selbst und sieht die Würdelosigkeit und Erbärmlichkeit in sich, die der Offizier ihn sehen lassen will und versteht. Gebrochen akzeptiert er und nimmt die Dinge wie sie sind. Von O´Brain wird ihm das Geheimnis der Partei enthüllt. Die Macht über die Menschen ist der Selbstzweck, die Partei nur das Mittel zum Zweck. Sie dient allein der Ausübung der Macht. Ihm wird gesagt, dass am Ende der Umerziehung nicht etwa der Straferlass sondern nur der Tod steht. „Am Schluss erschießen wir Sie“, sagt O´Brain.
Anschließend wird Winston gesund gepflegt, er bekommt zu essen und regeneriert sich. Er übt fleißig Methoden um seinen eigenen Geist zu überlisten. Alles scheint ein „gutes“ Ende zu nehmen, bis Winston eines Nachts im Traum nach Julia ruft. Dank Telebildschirm bekommt O´Brain dies mit, was ihm klarmacht, dass all seine Umerziehungsversuche ins Leere gelaufen sind. Winston verabscheut den großen Bruder noch immer, tief in ihm drinnen herrscht noch Widerstand. Um dies zu brechen wird Winston in den berüchtigten Raum 101 gebracht, wo O´Brain ihn damit droht sein Gesicht von ausgehungerten Ratten fressen zu lassen. Da Winston panische Angst vor Ratten hat, verrät er Julia und bricht so endgültig mit sich selbst. Winston wird entlassen.
Draußen trifft er ein letztes Mal auf Julia, die durch Folter gezeichnet ist und ihm sagt das sie ihn verraten habe und der große Bruder ihre Liebe zu ihm zerstört habe. Winston ist nun konform, er fiebert mit, wenn die Massen sich an Kriegsberichten und Hassparolen ereifern und erkennt, dass seine lebenslange Auflehnung gegen die Gemeinschaft und das System (Big Brother) nun endlich geheilt sei. Er verliert sich in Tagträumen und dankt dem großen Bruder dafür ihm dabei geholfen zu haben, diesen Sieg über sich zu erringen. Er erkennt das er den großen Bruder wahrlich liebt und stirbt, als die langersehnte Kugel in seinen Kopf dringt.
„Wie würden wir handeln in einem totalitären System?“
Als ich Orwells 1984 las, konnte ich gar nicht glauben dass das Buch im Jahre 1948 geschrieben worden war. Zu realitätsnah kamen mir Orwells Ausführungen zum Teil vor, das düstere Bild der dystopischen Welt, ist vielerorts bereits annähernd Realität. Auch wir haben es heute mit unsichtbaren Feinden zu tun vor denen wir Angst haben sollen, unsichtbare Machthaber lenken die Geschicke der Welt hinter den Kulissen und Propaganda TV verblödet die Sinne der Massen. Wir werden (ab)gelenkt durch billige Formate und Lotterien und viele würden keinen Moment davor zurückscheuen ihren Nachbarn anzuscheißen um ihre eigene Haut zu retten oder sich einen Vorteil zu sichern. Würden wir so weit gehen wie Winston und unsere Liebe, das einzige was wir haben aufgeben aus Angst? Wie würden wir handeln, in einem totalitären System? Ich finde jeder sollte Orwells Buch gelesen haben, es sollte uns eine Warnung sein.
Von Natascha Neufuß
Anbei das Hörbuch zu George Orwells Werk für Lesefaule!
1984 George Orwell Deutsch Hörspiel
Von Natascha Neufuß
Wer sich die Zeit nimmt und sich mit Orwells Buch befasst, wird in unangenehmer Weise feststellen, dass unsere heutige Zeit deutliche Parallelen zu dem im Buch beschriebenen System aufweist. Es ist unheimlich und zugleich bedrückend: Es ist die Rede von einem Oligarchischem System, in dem ein Zustand des Krieges künstlich aufrecht erhalten wird um die Masse, im Buch als Proletarier dargestellt, klein und dumm zu halten. Dazu wird zum einen eine permanente Bedrohung suggeriert und die kleinen Leute, für das System nichts als Tiere, werden mit Lotterien und geistlosen Beschäftigungen, die sie neben ihrem Tagewerk, ihr Leben nennen, beschäftigt. Sie haben gerade genug um zu überleben, werden gegeneinander aufgehetzt und dazu angehalten sich gegenseitig zu denuzieren. Über dem Prols steht die Klasse der Mittelschicht, die etwas mehr besitzt aber ebenfalls kleingehalten wird um der winzigen herrschenden Klasse, die im Buch 3% der Gesamtbevölkerung ausmacht, gehorsam zu dienen.
Im Buch ist die Rede von drei verfeindeten Mächten die die Welt kontrollieren: Oceanien, Eurasien und Ostasien. Diese befinden sich in einer dauernden Kriegshandlung, haben jedoch irgendwann nach atomaren Kriegen und viel Verwüstung festgestellt, dass sie alle nicht gewinnen können, da das Kräfteverhältnis ausgeglichen ist. Daher ist man dazu übergegangen sich damit zu begnügen die Kontrolle über die Massen aufrecht zu erhalten und sie mit der Kriegsangst klein zu halten und eine Rechtfertigung für den dauerhaften Ausnahmezustand und die armseligen Verhältnisse zu haben, in denen die meisten leben. Die Gesellschaft ist wie schon erwähnt aufgeteilt in die drei Kasten und wird von den verschiedenen Ministerien kontrolliert und überwacht. Diese Überwachung ist so totalitär, dass selbst freie Gedanken, unter Todesstrafe verboten sind.
„Dauerhafter Krieg als Rechtfertigung für Überwachung und Beschneidung der persönlichen Rechte“
Erster Teil: Vom Leben in einer dystopischen Welt
Die Hauptfigur ist ein desillusionierter Beamter der Mittelschicht, der im „Landefeld 1“ in England lebt, was zum Sektor von Oceanien gehört, das Nord-und Südamerika, Australien und das südliche Afrika umfasst. Winston Smith, der im Ministerium für Wahrheit tätig ist, lebt gefährlich, denn in ihm keimt Gedankengut das ihm den Tod bringen könnte: Er stellt insgeheim das System in Frage. Sein Job besteht darin die Wahrheit der Geschichte in älteren Büchern, Zeitungen und anderen Medien so zu frisieren, dass sie zur derzeitigen Ausrichtung der Parteielite passt. Es wird Geschichtsklitterung betrieben um so, die historische Wahrheit für die Öffentlichkeit und die Nachwelt zu verfälschen. Der Enddreißiger, der sehr an Geschichte interessiert ist, leidet unter dem totalitären und diktatorischen Regime und kann sich insgeheim schon lange nicht mehr mit der Parteidoktrin identifizieren.
„Gelenkt durch die Furcht vorm unsichtbaren Feind werden die Massen gefügig gemacht“
Der durch die nie sichtbare, vom ebenfalls unsichtbaren Big Brother, geführte Parteispitze, regiert die Massen mit Hilfe von Propaganda und Überwachung. In jeder Wohnung und an jedem Ort sind nicht abschaltbare Telebildschirme (!) installiert, mit denen die Gedankenpolizei permanenten visuellen und auditiven Zugriff auf alles und jeden hat. Im Staatsfernsehen wird Hass auf einen unsichtbaren Staatsfeind geschürt: Tag für Tag wird der Hass durch die Medien verbreitet und sorgt so dafür das nie jemand vergisst dass es eine gemeinsame, übermächtige und allgegenwärtige Bedrohung gibt, die für die kläglichen Umständen in denen die meisten leben verantwortlich ist und die die Überwachung notwendig macht, denn diese geschieht ja nur zur Sicherheit! Die Menschen sind absolut unfrei und haben noch nicht einmal das Recht auf eigene Gedanken, Beziehungen oder Sex. Reproduktion erfolgt durch staatlich kontrollierte, künstliche Befruchtung. Der Mensch ist eine Maschine.
Der erste Teil des Buches erzählt den Alltag im totalitären Überwachungsstaat. Es geht um den entbehrungsreichen Alltag des Winston Smith und zeichnet ein Bild der dystopischen Welt. Winston der im äußeren Ministerium tätig ist, lebt ein tristes Leben ohne Beziehungen und Freude. Er wird wie alle anderen auch dazu gezwungen an Propagandaveranstaltungen wie der „Hasswoche“ teilzunehmen die speziell dem Hass auf politische oder militärische Gegner gewidmet ist. Die Gegner sind dabei völlig austauschbar. Jeden Tag müssen alle am sogenannten „Zwei-Minuten-Hass“ teilnehmen, wo die Angst und der Hass in jedem wach gehalten werden. Innerhalb dieser kollektiven Situationen kann sich selbst der Protagonist nicht gegen die Hassgefühle wehren; Die Massenpsychologie arbeitet effizient und die Massen laufen mit all der negativen Wut im Bauch in genau den Bahnen die das Regime vorgibt.
Sein Interesse an der Vergangenheit treibt Winston umher. Durch seine Arbeit im Ministerium für Wahrheit, stellt er vieles in Frage, denn er weiß genau um die Verfälschung der Geschichte im Auftrag der Partei, er hat ja selbst daran mitgearbeitet. Er ist sich nicht einmal sicher, ob es die anderen Staaten, die ja den bedrohlichen Feind darstellen, überhaupt gibt. Beweise für deren Existenz gibt es keine! Er fragt sich auch insgeheim ob die Raketen, die immer wieder in den Elendsvierteln einschlagen, nicht vielleicht vom Regime selbst abgefeuert wurden um ein nicht existentes Feindbild aufrecht zu erhalten. Gefährliche Gedanken. Seine Suche nach der Wahrheit führt Winston immer wieder in die Elendsviertel der Proles. Dort lernt er Mr. Charrington kennen, einen Ladenbesitzer, der ihm einen Briefbeschwerer in Form einer Glaskugel zeigt, in der eine Koralle eingebettet ist. Winston ist fasziniert von der Schönheit dieses Stücks Vergangenheit und erwirbt selbiges. Mr. Charrington zeigt ihm ein Zimmer, das oberhalb seines Ladens liegt und allem Anschein nach nicht mit einem überwachenden Teleschirm versehen ist. Der Protagonist möchte das möblierte Zimmer am liebsten mieten, hat aber Angst und entscheidet sich doch dagegen.
Zweiter Teil
Im zweiten Teil lernt Winston die geheimnisvolle Julia kennen die ebenfalls im Ministerium tätig ist. Sie sehen sich ein paar mal zufällig und irgendwann gelingt es Julia, Winston einen Zettel zuzustecken auf dem sie ihm ihre Liebe gesteht. Es beginnt eine schwierige Affäre. Winston zeigt Julia das Zimmer über dem Laden und überredet sie es zu mieten, sodass die beiden dort ihre Liebe ausleben können. Es kommt zu Gesprächen mit einem Mitglied der inneren Partei, einem gewissen O´Brain, den Winston aufgrund seines leicht auffälligen Verhaltens für einen Rebellen hält. O´Brain der sich als Mitglied der Untergrundorganisation „Die Bruderschaft“ ausgibt, trifft sich mit Julia und Winston in dessen Wohnung, in der der Telebildschirm zumindest zeitweise auszustellen ist. ( Mitglieder der inneren Partei genießen gewisse Privilegien) Er besorgt Winston ein Buch, das Staatsverräter Nummer eins, Emmanuel Goldstein, geschrieben haben soll. Goldstein soll der Anführer der dubiosen Bruderschaft sein, gegen die die Partei massiv propagandistisch hetzt. Das Buch trägt den Titel „Die Theorie und Praxis des oligarchischen Kollektivismus“. Darin findet Winston alles was er ohnehin schon weiß in deutlicher Form, das Warum bleibt weiterhin unklar. Julia und Winston machen Zukunftspläne. Julia, möchte ein freies, selbstbestimmtes Leben führen, Winston will das System bekämpfen. Dabei ist beiden klar, das wenn man sie findet, was wahrscheinlich ist, beide gefoltert und getötet werden würden. Tatsächlich wird in diesem Augenblick das Zimmer von der Gedankenpolizei gestürmt; Angeführt wird diese vom Ladenbesitzer Mr Charrington, einem geheimen Mitglied dieser Einheit. Es zeigt sich das der Raum keineswegs sicher war, hinter einem Wandbild getarnt befindet sich ein Telebildschirm. Alles wurde gesehen und gehört.
Dritter Teil
Der dritte Teil handelt von der Gefangenschaft und der Folter des Protagonisten und der anschließenden Umerziehung. Winston wird in einem Fensterlosen Raum festgehalten, der an jeder Wand einen Telebildschirm trägt und der immer hell beleuchtet ist. Er bekommt kein Essen und baut stark ab. Winston verliert das Zeitgefühl. Durch Mitgefangene erfährt er vom Zimmer 101 vor dem alle große Angst haben. Winston wird verhört und muss Geständnisse abgeben und wird gefoltert. Der zuständige Offizier ist niemand anderes als O´Brain, der sich vor Winston als Mitglied des Widerstandes ausgegeben hatte. In Wahrheit gehört er der Parteispitze an. Durch die permanente Folter mit Elektroschoks wird Winston Gehirngewaschen. Das Ziel ist es Winstons Widerstand gegen das System zu brechen und zwar vollständig. Den Weg dahin beschreibt O´Brain ihm folgendermaßen: Er muss lernen, verstehen und akzeptieren. Der Offizier wendet perfide Techniken an um Winstons Geist zu brechen und seinen Willen zu manipulieren. Dazu zwingt er den abgemagerten und von der Folter gezeichneten Winston dazu, seinen Körper während der Folter im Spiegel zu betrachten. So soll dieser erkennen (lernen), dass Widerstand zwecklos ist und er genau wie alle anderen ausgeliefert ist. Winston ekelt sich vor sich selbst und sieht die Würdelosigkeit und Erbärmlichkeit in sich, die der Offizier ihn sehen lassen will und versteht. Gebrochen akzeptiert er und nimmt die Dinge wie sie sind. Von O´Brain wird ihm das Geheimnis der Partei enthüllt. Die Macht über die Menschen ist der Selbstzweck, die Partei nur das Mittel zum Zweck. Sie dient allein der Ausübung der Macht. Ihm wird gesagt, dass am Ende der Umerziehung nicht etwa der Straferlass sondern nur der Tod steht. „Am Schluss erschießen wir Sie“, sagt O´Brain.
Anschließend wird Winston gesund gepflegt, er bekommt zu essen und regeneriert sich. Er übt fleißig Methoden um seinen eigenen Geist zu überlisten. Alles scheint ein „gutes“ Ende zu nehmen, bis Winston eines Nachts im Traum nach Julia ruft. Dank Telebildschirm bekommt O´Brain dies mit, was ihm klarmacht, dass all seine Umerziehungsversuche ins Leere gelaufen sind. Winston verabscheut den großen Bruder noch immer, tief in ihm drinnen herrscht noch Widerstand. Um dies zu brechen wird Winston in den berüchtigten Raum 101 gebracht, wo O´Brain ihn damit droht sein Gesicht von ausgehungerten Ratten fressen zu lassen. Da Winston panische Angst vor Ratten hat, verrät er Julia und bricht so endgültig mit sich selbst. Winston wird entlassen.
Draußen trifft er ein letztes Mal auf Julia, die durch Folter gezeichnet ist und ihm sagt das sie ihn verraten habe und der große Bruder ihre Liebe zu ihm zerstört habe. Winston ist nun konform, er fiebert mit, wenn die Massen sich an Kriegsberichten und Hassparolen ereifern und erkennt, dass seine lebenslange Auflehnung gegen die Gemeinschaft und das System (Big Brother) nun endlich geheilt sei. Er verliert sich in Tagträumen und dankt dem großen Bruder dafür ihm dabei geholfen zu haben, diesen Sieg über sich zu erringen. Er erkennt das er den großen Bruder wahrlich liebt und stirbt, als die langersehnte Kugel in seinen Kopf dringt.
„Wie würden wir handeln in einem totalitären System?“
Als ich Orwells 1984 las, konnte ich gar nicht glauben dass das Buch im Jahre 1948 geschrieben worden war. Zu realitätsnah kamen mir Orwells Ausführungen zum Teil vor, das düstere Bild der dystopischen Welt, ist vielerorts bereits annähernd Realität. Auch wir haben es heute mit unsichtbaren Feinden zu tun vor denen wir Angst haben sollen, unsichtbare Machthaber lenken die Geschicke der Welt hinter den Kulissen und Propaganda TV verblödet die Sinne der Massen. Wir werden (ab)gelenkt durch billige Formate und Lotterien und viele würden keinen Moment davor zurückscheuen ihren Nachbarn anzuscheißen um ihre eigene Haut zu retten oder sich einen Vorteil zu sichern. Würden wir so weit gehen wie Winston und unsere Liebe, das einzige was wir haben aufgeben aus Angst? Wie würden wir handeln, in einem totalitären System? Ich finde jeder sollte Orwells Buch gelesen haben, es sollte uns eine Warnung sein.
Von Natascha Neufuß
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