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Vor einiger Zeit habe ich ein interessantes Gespräch geführt. Eine Bekannte, berichtete über ein Symposium, an dem sie teilgenommen hatte. Im Rahmen des Erich-Gutenberg Forums referierte der Wissenschaftler und Autor Professor Dr. Dr. Manfred Spitzer, dessen neuste Veröffentlichung, das Buch mit dem Titel „Digitale Demenz“, für viel Aufsehen sorgte. Meine Bekannte berichtete mir von einer großen Nachdenklichkeit unter den Zuhörern. Das Bild der allgegenwärtigen jungen Smartphone-Nutzer, die gesenkten Hauptes über ihren Geräten brüten und die Umwelt kaum noch wahrnehmen, kannten viele aus eigener Erfahrung. Das machte das ganze zu etwas sehr persönlichem. Viele haben Angst, das ihnen ihre Kinder und Kindeskinder entgleiten, dass sie in der „echten“ Welt weniger gut zurecht kommen wie in der digitalen Welt. Wohin soll das führen, war das allgemeine und besorgte Credo der Anwesenden.
Digitale Demenz -- Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer an der DHBW Stuttgart
Die Gratwanderung zwischen Überstimulierung und Nutzen
Wer nach Manfred Spitzer googelt wird schnell fündig. Die allgemeinen Mainstream-Medien lassen kaum ein gutes Wort an dem Wissenschaftler und seinen Ansichten. In Feuilletons und Kommentarspalten wird über den Wissenschaftler und seine Arbeit derbe hergezogen. Weltfremd, sei er hieß es, seine Ansichten so platt wie populistisch. Wie viele der Kommentatoren und Autoren das Buch wirklich gelesen haben?
Es lohnt sich definitiv einen Blick auf seine Thesen zu werfen. Spitzer ist der Ansicht, dass unser menschliches Gehirn durch die Dauerbefeuerung von medialen Einflüssen, die Fähigkeit langfristig zu lernen einbüßt. Dies begründet der Wissenschaftler dadurch, das Wissen permanent abrufbar ist. Suchmaschinen machen es möglich. Das verlagert unser Gedächtnis quasi aus dem Hirn heraus in Netzwerke. Die Notwendigkeit sich Wissen wirklich einzuprägen verliert immer mehr an Wert.
Ist das Netzwerk unser neues Langzeitgedächtnis?
Der immer frühere Einsatz von Unterhaltungstechnologien wird ebenfalls gescholten. Entsetzt erzählte meine Bekannte bezugnehmend auf den Vortrag davon, dass in den USA, Babys mit Hilfe von iPads die Welt entdecken. Ihre Sensorik ist dadurch enorm unterentwickelt. Elementare sensorische Akte wie greifen, tasten und so weiter entwickeln sich nicht richtig, da das Baby das wischen auf dem Bildschirm gewohnter ist als das greifen nach einem Spielzeug. DAS finde ich auch erheblich beunruhigend!
Beim „normalen“ Medienkonsum wie dem surfen oder dem chatten per Messenger sehe ich weniger Gefahren. Dennoch. Ein unkontrolliertes Medienverhalten kann zu Süchten führen, zu einem sozialen Rückzug im „normalen“ Leben und zu einer möglicherweise irrealen Sicht auf die Welt. Durch das frequentieren von sozialen Netzwerken verlieren sich Kinder und Jugendliche oftmals in einer Art Parallelwelt in der andere Maßstäbe gelten. Zu differenzieren ist selbst für Erwachsene schwierig. Wie sollen Kinder dies schaffen?
Da wird der Ruf nach Regulierung laut und ich persönlich sehe das ehrlich gesagt auch so. Medienerziehung ist daher wichtig und unerlässlich. Nur wenn unsere (zukünftigen) Kinder mit dem Medium Internet umzugehen wissen, können sie es gewinnbringend einsetzten. Die Möglichkeiten die uns die Digitalisierung der Welt bringt sind gigantisch. Wir müssen sie nur zu nutzen wissen. Letztlich kann man mit einem Hammer auch eine Menge sinnvoller Dinge auf die Beine stellen...oder auch nicht. Das Werkzeug an sich kann aber nicht dafür verantwortlich gemacht werden, was mit ihm angestellt wird. Es ist und bleibt ein Werkzeug. Das ist mit dem Internet genauso.
Kinder des 21.Jahrhunderts
Kinder der heutigen Zeit sind natürlich enormen Reizen ausgesetzt. Das ist zweifelsohne der Fall. Die Welt hat sich verändert und die Kinder tragen diese Veränderung mit. Sie kennen es aber nicht anders, dies ist ihre Welt. Das unterscheidet sie von uns, die wir noch in einer anderen Welt aufgewachsen sind. In gewisser Weise ist dies also auch ein Generationenkonflikt. Dennoch. Die digitale Welt ist aber längst auch ein erheblicher Teil unserer Realität geworden. Ein Teil, der uns Menschen viele neue und wertvolle Möglichkeiten zur Entwicklung bietet und uns Wissen und die Möglichkeit zur Vernetzung offeriert, wie es in der Menschheitsgeschichte noch nie der Fall gewesen ist.
Die digitale Welt zu verteufeln bringt nichts. Bedenken wir, was heute die digitalen Medien sind, waren vor hundert Jahren Bücher. Nicht das Medium an sich, kann verantwortlich gemacht werden für die Abgründe des menschlichen Seins, die sich in ihm manifestieren. Ich bin sicher, dass man durch das zwanghafte Lesen von Groschenromanen oder der Bild ebenfalls dumm werden kann.
Macht die ständig verfügbare Medienbreite uns und unsere Kinder gedanklich träge? Oder liegt vielleicht grade hier auch eine große Chance für die nächsten Generationen? Professor Spitzer polarisiert eher die Gefahren und die Probleme neurologischer Natur die sich ergeben können. Doch ebenso wie eine Medaille immer zwei Seiten hat, so hat auch die uns zur Verfügung stehende Informationsbreite gleich mehrere. Es ist letztlich immer eine Frage dessen, wie sie eingesetzt wird.
Von Natascha Neufuß
Weitere Informationen zu "Digitale Demenz" findet Ihr unter:
Manfred Spitzer : https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Spitzer
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/manfred-spitzers-digitale-demenz-mein-kopf-gehoert-mir-11883726.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/computer-und-gehirn-der-mythos-von-der-digitalen-demenz-a-1008229.html
http://www.3sat.de/page/?source=/specials/183916/index.html
Digitale Demenz -- Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer an der DHBW Stuttgart
Die Gratwanderung zwischen Überstimulierung und Nutzen
Wer nach Manfred Spitzer googelt wird schnell fündig. Die allgemeinen Mainstream-Medien lassen kaum ein gutes Wort an dem Wissenschaftler und seinen Ansichten. In Feuilletons und Kommentarspalten wird über den Wissenschaftler und seine Arbeit derbe hergezogen. Weltfremd, sei er hieß es, seine Ansichten so platt wie populistisch. Wie viele der Kommentatoren und Autoren das Buch wirklich gelesen haben?
Es lohnt sich definitiv einen Blick auf seine Thesen zu werfen. Spitzer ist der Ansicht, dass unser menschliches Gehirn durch die Dauerbefeuerung von medialen Einflüssen, die Fähigkeit langfristig zu lernen einbüßt. Dies begründet der Wissenschaftler dadurch, das Wissen permanent abrufbar ist. Suchmaschinen machen es möglich. Das verlagert unser Gedächtnis quasi aus dem Hirn heraus in Netzwerke. Die Notwendigkeit sich Wissen wirklich einzuprägen verliert immer mehr an Wert.
Ist das Netzwerk unser neues Langzeitgedächtnis?
Der immer frühere Einsatz von Unterhaltungstechnologien wird ebenfalls gescholten. Entsetzt erzählte meine Bekannte bezugnehmend auf den Vortrag davon, dass in den USA, Babys mit Hilfe von iPads die Welt entdecken. Ihre Sensorik ist dadurch enorm unterentwickelt. Elementare sensorische Akte wie greifen, tasten und so weiter entwickeln sich nicht richtig, da das Baby das wischen auf dem Bildschirm gewohnter ist als das greifen nach einem Spielzeug. DAS finde ich auch erheblich beunruhigend!
Beim „normalen“ Medienkonsum wie dem surfen oder dem chatten per Messenger sehe ich weniger Gefahren. Dennoch. Ein unkontrolliertes Medienverhalten kann zu Süchten führen, zu einem sozialen Rückzug im „normalen“ Leben und zu einer möglicherweise irrealen Sicht auf die Welt. Durch das frequentieren von sozialen Netzwerken verlieren sich Kinder und Jugendliche oftmals in einer Art Parallelwelt in der andere Maßstäbe gelten. Zu differenzieren ist selbst für Erwachsene schwierig. Wie sollen Kinder dies schaffen?
Da wird der Ruf nach Regulierung laut und ich persönlich sehe das ehrlich gesagt auch so. Medienerziehung ist daher wichtig und unerlässlich. Nur wenn unsere (zukünftigen) Kinder mit dem Medium Internet umzugehen wissen, können sie es gewinnbringend einsetzten. Die Möglichkeiten die uns die Digitalisierung der Welt bringt sind gigantisch. Wir müssen sie nur zu nutzen wissen. Letztlich kann man mit einem Hammer auch eine Menge sinnvoller Dinge auf die Beine stellen...oder auch nicht. Das Werkzeug an sich kann aber nicht dafür verantwortlich gemacht werden, was mit ihm angestellt wird. Es ist und bleibt ein Werkzeug. Das ist mit dem Internet genauso.
Kinder des 21.Jahrhunderts
Kinder der heutigen Zeit sind natürlich enormen Reizen ausgesetzt. Das ist zweifelsohne der Fall. Die Welt hat sich verändert und die Kinder tragen diese Veränderung mit. Sie kennen es aber nicht anders, dies ist ihre Welt. Das unterscheidet sie von uns, die wir noch in einer anderen Welt aufgewachsen sind. In gewisser Weise ist dies also auch ein Generationenkonflikt. Dennoch. Die digitale Welt ist aber längst auch ein erheblicher Teil unserer Realität geworden. Ein Teil, der uns Menschen viele neue und wertvolle Möglichkeiten zur Entwicklung bietet und uns Wissen und die Möglichkeit zur Vernetzung offeriert, wie es in der Menschheitsgeschichte noch nie der Fall gewesen ist.
Die digitale Welt zu verteufeln bringt nichts. Bedenken wir, was heute die digitalen Medien sind, waren vor hundert Jahren Bücher. Nicht das Medium an sich, kann verantwortlich gemacht werden für die Abgründe des menschlichen Seins, die sich in ihm manifestieren. Ich bin sicher, dass man durch das zwanghafte Lesen von Groschenromanen oder der Bild ebenfalls dumm werden kann.
Macht die ständig verfügbare Medienbreite uns und unsere Kinder gedanklich träge? Oder liegt vielleicht grade hier auch eine große Chance für die nächsten Generationen? Professor Spitzer polarisiert eher die Gefahren und die Probleme neurologischer Natur die sich ergeben können. Doch ebenso wie eine Medaille immer zwei Seiten hat, so hat auch die uns zur Verfügung stehende Informationsbreite gleich mehrere. Es ist letztlich immer eine Frage dessen, wie sie eingesetzt wird.
Von Natascha Neufuß
Weitere Informationen zu "Digitale Demenz" findet Ihr unter:
Manfred Spitzer : https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Spitzer
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/manfred-spitzers-digitale-demenz-mein-kopf-gehoert-mir-11883726.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/computer-und-gehirn-der-mythos-von-der-digitalen-demenz-a-1008229.html
http://www.3sat.de/page/?source=/specials/183916/index.html
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