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30. März 2017
Whistleblower: Spione, Verräter, oder doch Helden?
Spätestens seit Edward Snowden kennt Jeder den Begriff „Whistleblower“. Gleichgesetzt wird dieses Wort häufig mit Begriffen wie Spitzel oder Verräter. Wörtlich übersetzt bedeutet whistleblowing das Pfeifen einer Pfeife. Im übertragenen Sinne ist damit das Alarm schlagen gemeint. Und genau das tun Whistleblower. Sie klären Missstände auf und riskieren damit nicht nur ihre Freiheit, sondern auch ihr Leben. Häufig sind Whistleblower ganz gewöhnliche Arbeitnehmer, die in ihrem Berufsalltag auf Ungereimtheiten stoßen.
Warum fehlen in der Bilanz Milliarden Dollar? Was passiert eigentlich mit unserem Atommüll? Wieso hat mein Chef so viele Auslandskonten? Warum werden unseren Lebensmittel so viele unnötige Zusatzstoffe beigemengt? Und welchem Zweck dient die Folter unserer Militärgefangenen? Wenn irgendetwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht, braucht es eine Menge Zivilcourage und noch mehr Mut, um mit solchen Insider-Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen. Wir stellen dir die berühmtesten Whistleblower in der Geschichte vor!
Was macht ein Whistleblower?
Ein Whistleblower schlägt Alarm. Meist geraten diese Menschen zufällig in eine brenzlige Situation, sie suchen es sich nicht aus, Whistleblower zu werden. Was sie alle vereint ist, dass sie nicht wegschauen und ihren Mund halten, so wie es ihre Kollegen oder andere Personen in ihrer Situation tun oder getan hätten. Dies erfordert eine Menge Mut. Anfeindungen, eine fristlose Kündigung, ja sogar Morddrohungen und in manchen Fällen eine Gefängnisstrafe können die Folgen von whistleblowing sein. Doch mit ihren Aktionen können Whistleblower den Lauf der Geschichte maßgeblich beeinflussen. Die Konsequenzen von so einer Aufdeckung können sich auf eine Einzelperson beziehen, sich aber auch auf eine gesamte Branche, Behörde oder sogar ein ganzes Land auswirken.
Wer sich von diesen Hürden nicht abschrecken lässt, gibt die brisanten Informationen an die Öffentlichkeit weiter, in den meisten Fällen an die Presse. Diese entscheidet dann, was sie mit den Informationen tut. Das Informationsfreiheitsgesetz in Deutschland besagt, dass „Jedermann“ das Recht auf Einsicht behördlicher Akten haben darf. Doch gerade wenn die Presse einen Antrag auf so eine Akteneinsicht stellt, winkt häufig eine Ablehnung des Antrages. Es ist also auch hierzulande gar nicht so einfach, an bestimmte Informationen zu gelangen. Die Hürden, denen sich ein Whistleblower oder auch ein Journalist stellen muss, sind riesig.
Die berühmtesten Whistleblower
Der heute wohl bekannteste Whistleblower ist sicherlich der ehemalige CIA-Mitarbeiter Edward Snowden. Er veröffentlichte im Jahr 2013 Dokumente, die die Überwachungs- und Spionagetätigkeiten diverser Geheimdienste zeigten. Die sogenannte NSA-Affäre hat weltweit für sehr viel Aufmerksamkeit gesorgt. Die Enthüllungen zu diesen Überwachungspraktiken haben einen der größten Eklats der jüngeren Geschichte ausgelöst. Gegen Snowden liegt ein Haftbefehl wegen Spionage und Diebstahl von Regierungseigentum vor. Derzeit befindet er sich in Russland, wo ihm Asyl gewährt wurde. Wie die Geschichte weitergeht, bleibt abzuwarten.
Bradley Manning
Der Obergefeite hat tausende militärische Dokumente an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet und damit den größten Geheimdienstverrat in der Geschichte der vereinigten Staaten begannen. Die nächsten 35 Jahre seines Lebens verbringt Manning nun im Gefängnis. Was so brisantes in den Dokumenten zu sehen war? Ein Video zum Beispiel, welches zeigte, dass amerikanische Soldaten in Bagdad Luftangriffe durchführten, bei denen auch gezielt auf Zivilisten geschossen wurde.
W. Mark Felt
Der ehemalige FBI-Agent sammelte in den 70er Jahren belastendes Material zur Watergate Affäre und hat mit seiner Arbeit sogar Präsident Nixons Rücktritt erreicht. Publik wurde der Name des Whistleblowers erst 33 Jahre später.
Jeffrey Wigand
Der Mitarbeiter eines Tabakkonzerns hat in einem Fernsehinterview erzählt, dass sein Arbeitgeber Brown&Williamson gezielt Zigaretten so manipuliert hat, dass Menschen abhängig werden. Des Weiteren holte Wigand aus, habe der Tabakkonzern absichtlich das Gesundheitsrisiko von den produzierten Zigaretten verheimlicht. Als Insider der Tabakbranche hat der Whistleblower aus nächster Nähe Missstände gesehen und diese in die Öffentlichkeit getragen. Heute arbeitet Wigand in einer Non-Profit-Organisation die sich für ein rauchfreies Leben einsetzt.
Joe Darby
Der US-amerikanische Militärpolizist hat eine CD erhalten, auf der Misshandlungen von Gefangenen im Gefängnis von Abu Ghraib mit Fotos dokumentiert wurden. Diese gab er an das US Army Criminal Investigation Command weiter. Mit dieser Aktion machte Darby auf die schwerwiegenden Verletzungen der Genfer Konvention aufmerksam. Mit seiner Aktion als Whistleblower hat er einen Award für Zivilcourage erhalten. Trotzdem gab es mehr Anfeindungen als Anerkennung, weshalb er mit seiner Familie in ein Opferschutz-Programm aufgenommen wurde und sein heutiger Wohnort unbekannt ist.
Karen Silkwood
Sie hat belastendes Material ihres früheren Arbeitgebers, dem Betreiber eines Atomkraftwerks (Kerr-McGee) , an die Öffentlichkeit tragen wollen. Bevor es allerdings zum Treffen mit der Presse kam, wurde die Gewerkschaftsaktivistin in einen tödlichen Autounfall verwickelt. Das Beweismaterial wurde aus dem Unfallwagen gestohlen. Trotzdem wurde das Atomkraftwerk noch untersucht und aufgrund erheblicher Verletzungen von Sicherheitsstandards für immer geschlossen. Mit ihrer mutigen Aktion, auf schlimme Sicherheitsverletzungen hinzuweisen, von der viele Menschen betroffen wären, musste dieser Whistleblower mit ihrem Leben bezahlen.
Es gibt zahlreiche weitere weltberühmte Whistleblower, wie Frank Serpico, der in den 60er und 70er Jahren als Polizist in New York Korruption in den eigenen Reihen aufgedeckt hat. Auch Harry Markopolos dürfte Vielen ein bekannter Name sein: Der Buchhalter hat den größten Finanzbetrug aller Zeiten (der Fall Bernard Madoff) aufgedeckt. Ein weiterer berühmter Name ist Daniel Elsberg. Als Militäranalyst bekam er Einblicke in sonst geheime Dokumente des Pentagons. Aus diesen wurde deutlich, dass die amerikanische Öffentlichkeit in Bezug auf den Vietnamkrieg bewusst getäuscht wurde. Nach seinem Rechtsstreit wurde sogar ein neues Urteil zur Stärkung der Pressefreiheit in Kraft gesetzt. Elsberg ist ein Beispiel dafür, dass die Aktionen des Whistleblowers so weitreichende Konsequenzen tragen können, dass Gesetze geändert, oder sogar neue Gesetzesentwürfe entlassen werden können.
Von Jana Möller
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