
© Stock-Asso / shutterstock.com
30. Mai 2016
Geisteswissenschaftler: Wer das Falsche studiert, findet keinen Job
Nach dem Studium werde ich Taxifahrer. So oder so ähnlich witzeln viele Studierende der Geisteswissenschaften über ihre berufliche Zukunft. Doch sieht es auf dem Arbeitsmarkt wirklich so schlecht aus? Welche Chancen haben Geisteswissenschaftler nach erfolgreichem Uni-Abschluss?
Sobald du jemandem erzählst, was du studierst, hörst du diese eine Frage, die dich in den Wahnsinn treibt. „Und was macht man damit?“ Am liebsten würdest du laut „nichts!“ brüllen, doch das gehört sich nicht. Stattdessen ratterst du deine auswendig gelernte Standardformulierung runter. Studierende, die sich nicht für das klassische BWL- oder Jura-Studium entschieden haben, sind nicht nur immer in Erklärungsnot und müssen sich permanent für ihre Studienwahl rechtfertigen, sie sehen sich nach Beendigung des Studiums auch häufig vor eine berufliche Sackgasse gestellt.
Was sind Geisteswissenschaften?
Als geisteswissenschaftliche Studiengänge werden all diejenigen Fächer bezeichnet, die sich mit kulturellen, geistigen, medialen, sozialen, historischen, politischen und religiösen Phänomenen auseinandersetzen. In dieses Sammelsurium fallen rund 40 Disziplinen. Diese sind von ihren Schwerpunkten aus sehr unterschiedlich, haben jedoch alle eins gemeinsam: Im Mittelpunkt steht der Mensch und alles, was dieser hervorgebracht hat. Unter den Begriff Geisteswissenschaften fallen somit auch Bezeichnungen wie Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften oder auch Humanwissenschaften. Ganz konkret bezieht sich dieser Begriff also auf Studiengänge wie Biologie, Mathematik, Physik und Chemie. Clever, wer sich eines dieser Studienfächer ausgesucht hat, weil man hier bei der Frage nach der beruflichen Zukunft nur selten mitleidig angeschaut wird.
Anders sieht es aus bei Studierenden der Literaturwissenschaften, der Germanistik, der Geschichtswissenschaften oder der Soziologie. Auch Studiengänge wie Theaterwissenschaft, Griechische und Lateinische Philologie oder Masterstudiengänge wie Niederländische Sprache und Kultur lassen Großtanten und andere entfernte Verwandte und Bekannte erst einmal verdutzt dreinschauen. Nichtsdestotrotz haben auch diese Disziplinen ihre Berechtigung und sollten langsam einmal mehr Akzeptanz und weniger blöde Fragen in der Gesellschaft bringen.
Welche beruflichen Perspektiven haben Geisteswissenschaftler?
Das fachliche Wissen aus dem Studium interessiert in der Welt der Wirtschaft leider niemanden. Da ist es keine Seltenheit, wenn ehemalige Philosophie-Studenten im Kino Popcorn verkaufen oder Studierende der Kunstgeschichte als Aushilfe im Steuerbüro jobben. Studien belegen, dass Geisteswissenschaftler es auf dem Arbeitsmarkt sehr schwer haben. Vor allem was den Berufsstart betrifft. Doch auch ein unbefristetes und somit sicheres Arbeitsverhältnis ist seltener als beispielsweise bei Ingenieuren oder Betriebswirten. Was den Verdienst betrifft, so kann man sich sicherlich denken, wer hier benachteiligt wird. Umfragen zufolge werden Geisteswissenschaftler nicht nur viel schlechter bezahlt als ihre Studienkollegen, sondern sind auch noch häufig in Positionen angestellt, für die sie deutlich überqualifiziert sind.
Zugegeben, die Lage klingt ernst und deprimierend. Doch so schlimm muss es nicht immer sein. Viele Betriebe geben Absolventen der Geisteswissenschaften trotzdem eine Chance. Diese verfügen nämlich über andere „Schlüsselkompetenzen“ wie Teamfähigkeit. Außerdem erlernt jeder Student im Studium, unabhängig vom Studienfach, Kompetenzen wie die sorgfältige Auseinandersetzung mit komplexen Fragestellungen, die Analyse und Lösung von Problemstellungen, und vieles mehr. Das A und O im Bewerbungsprozess ist es daher, sich gut verkaufen zu können.
Warum sich ein Studium der Geisteswissenschaften trotzdem lohnt
Du kennst bestimmt den Spruch: Nur wenn man etwas gerne tut, kann man auch wirklich gut darin sein. Und genau darum geht es ja auch später im Job. Aus diesem Grund solltest du denjenigen Studiengang wählen, für den du dich am meisten interessierst. Denn nur dann hältst du die Studienjahre auch durch, bist zufrieden mit deinem Alltag und kannst dich mit Sachverhalten beschäftigen, die dich erfüllen. Ein Fach nur aus reiner Vernunft zu studieren, weil dort die Verdienstmöglichkeiten nach dem Studium am besten sind, macht dich möglicherweise auf Dauer unglücklich.
Anders als in den meisten anderen Studienfächern geht es in den Geisteswissenschaften darum, Dinge zu hinterfragen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Damit stellen diese für jedes Unternehmen eine Bereicherung dar. Nur leider wissen das viele Unternehmen noch nicht. Daher ist es immer empfehlenswert durch Praktika oder Schnuppertage mit seinen geisteswissenschaftlichen Kenntnissen zu glänzen und einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Dann gestaltet sich der Berufsstart auch nicht so schwierig, wie gerne prophezeit wird.
Eines der größten Hindernisse im Bewerbungsprozess ist auch, dass viele Geisteswissenschaftler nicht genau wissen, in welche Richtung sie wirklich gehen wollen. Flexibilität und Einfallsreichtum ist bei der Jobsuche zwar gut und wichtig, doch wer zu flexibel nach einem neuen Job sucht, kann nicht wirklich überzeugen. Daher ist es ganz wichtig, sich zu spezialisieren. Fünfzehn Praktika in sieben unterschiedlichen Branchen sehen nur auf den ersten Blick ganz gut aus. Auf den zweiten Blick zeugen diese eher von Unentschlossenheit. Wer sich also für ein geisteswissenschaftliches Studium entscheidet, sollte sich frühzeitig mit den persönlichen beruflichen Zielen auseinandersetzen und diesen entgegenarbeiten.
Von Jana Fast
Arbeitsmarkt für Akademiker - Die Realität
Lange studiert – und dann keinen Job: Arbeitslose Lehrer
Von der Uni zu Hartz IV
Sobald du jemandem erzählst, was du studierst, hörst du diese eine Frage, die dich in den Wahnsinn treibt. „Und was macht man damit?“ Am liebsten würdest du laut „nichts!“ brüllen, doch das gehört sich nicht. Stattdessen ratterst du deine auswendig gelernte Standardformulierung runter. Studierende, die sich nicht für das klassische BWL- oder Jura-Studium entschieden haben, sind nicht nur immer in Erklärungsnot und müssen sich permanent für ihre Studienwahl rechtfertigen, sie sehen sich nach Beendigung des Studiums auch häufig vor eine berufliche Sackgasse gestellt.
Was sind Geisteswissenschaften?
Als geisteswissenschaftliche Studiengänge werden all diejenigen Fächer bezeichnet, die sich mit kulturellen, geistigen, medialen, sozialen, historischen, politischen und religiösen Phänomenen auseinandersetzen. In dieses Sammelsurium fallen rund 40 Disziplinen. Diese sind von ihren Schwerpunkten aus sehr unterschiedlich, haben jedoch alle eins gemeinsam: Im Mittelpunkt steht der Mensch und alles, was dieser hervorgebracht hat. Unter den Begriff Geisteswissenschaften fallen somit auch Bezeichnungen wie Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Kulturwissenschaften oder auch Humanwissenschaften. Ganz konkret bezieht sich dieser Begriff also auf Studiengänge wie Biologie, Mathematik, Physik und Chemie. Clever, wer sich eines dieser Studienfächer ausgesucht hat, weil man hier bei der Frage nach der beruflichen Zukunft nur selten mitleidig angeschaut wird.
Anders sieht es aus bei Studierenden der Literaturwissenschaften, der Germanistik, der Geschichtswissenschaften oder der Soziologie. Auch Studiengänge wie Theaterwissenschaft, Griechische und Lateinische Philologie oder Masterstudiengänge wie Niederländische Sprache und Kultur lassen Großtanten und andere entfernte Verwandte und Bekannte erst einmal verdutzt dreinschauen. Nichtsdestotrotz haben auch diese Disziplinen ihre Berechtigung und sollten langsam einmal mehr Akzeptanz und weniger blöde Fragen in der Gesellschaft bringen.
Welche beruflichen Perspektiven haben Geisteswissenschaftler?
Das fachliche Wissen aus dem Studium interessiert in der Welt der Wirtschaft leider niemanden. Da ist es keine Seltenheit, wenn ehemalige Philosophie-Studenten im Kino Popcorn verkaufen oder Studierende der Kunstgeschichte als Aushilfe im Steuerbüro jobben. Studien belegen, dass Geisteswissenschaftler es auf dem Arbeitsmarkt sehr schwer haben. Vor allem was den Berufsstart betrifft. Doch auch ein unbefristetes und somit sicheres Arbeitsverhältnis ist seltener als beispielsweise bei Ingenieuren oder Betriebswirten. Was den Verdienst betrifft, so kann man sich sicherlich denken, wer hier benachteiligt wird. Umfragen zufolge werden Geisteswissenschaftler nicht nur viel schlechter bezahlt als ihre Studienkollegen, sondern sind auch noch häufig in Positionen angestellt, für die sie deutlich überqualifiziert sind.
Zugegeben, die Lage klingt ernst und deprimierend. Doch so schlimm muss es nicht immer sein. Viele Betriebe geben Absolventen der Geisteswissenschaften trotzdem eine Chance. Diese verfügen nämlich über andere „Schlüsselkompetenzen“ wie Teamfähigkeit. Außerdem erlernt jeder Student im Studium, unabhängig vom Studienfach, Kompetenzen wie die sorgfältige Auseinandersetzung mit komplexen Fragestellungen, die Analyse und Lösung von Problemstellungen, und vieles mehr. Das A und O im Bewerbungsprozess ist es daher, sich gut verkaufen zu können.
Warum sich ein Studium der Geisteswissenschaften trotzdem lohnt
Du kennst bestimmt den Spruch: Nur wenn man etwas gerne tut, kann man auch wirklich gut darin sein. Und genau darum geht es ja auch später im Job. Aus diesem Grund solltest du denjenigen Studiengang wählen, für den du dich am meisten interessierst. Denn nur dann hältst du die Studienjahre auch durch, bist zufrieden mit deinem Alltag und kannst dich mit Sachverhalten beschäftigen, die dich erfüllen. Ein Fach nur aus reiner Vernunft zu studieren, weil dort die Verdienstmöglichkeiten nach dem Studium am besten sind, macht dich möglicherweise auf Dauer unglücklich.
Anders als in den meisten anderen Studienfächern geht es in den Geisteswissenschaften darum, Dinge zu hinterfragen und aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Damit stellen diese für jedes Unternehmen eine Bereicherung dar. Nur leider wissen das viele Unternehmen noch nicht. Daher ist es immer empfehlenswert durch Praktika oder Schnuppertage mit seinen geisteswissenschaftlichen Kenntnissen zu glänzen und einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Dann gestaltet sich der Berufsstart auch nicht so schwierig, wie gerne prophezeit wird.
Eines der größten Hindernisse im Bewerbungsprozess ist auch, dass viele Geisteswissenschaftler nicht genau wissen, in welche Richtung sie wirklich gehen wollen. Flexibilität und Einfallsreichtum ist bei der Jobsuche zwar gut und wichtig, doch wer zu flexibel nach einem neuen Job sucht, kann nicht wirklich überzeugen. Daher ist es ganz wichtig, sich zu spezialisieren. Fünfzehn Praktika in sieben unterschiedlichen Branchen sehen nur auf den ersten Blick ganz gut aus. Auf den zweiten Blick zeugen diese eher von Unentschlossenheit. Wer sich also für ein geisteswissenschaftliches Studium entscheidet, sollte sich frühzeitig mit den persönlichen beruflichen Zielen auseinandersetzen und diesen entgegenarbeiten.
Von Jana Fast
Arbeitsmarkt für Akademiker - Die Realität
Lange studiert – und dann keinen Job: Arbeitslose Lehrer
Von der Uni zu Hartz IV
Kommentar: Wunderbar, Du möchtest einen Kommentar zu "Geisteswissenschaftler: Wer das Falsche studiert, findet keinen Job" schreiben.

Minijobs
Pink Terror Hawking from mike barzman on Vimeo.
Studienjournal
© Sergey Nivens / shutterstock.com
Generation Y – Bei dem Begriff denkt man zunächst einmal an geklonte Super-Menschen aus einem schlechten...
© pathdoc / shutterstock.com
Gerade erst hat man das Abitur mit all seinen Höhen und Tiefen endlich gemeistert – Und schon geht der ganze Stress an...
© Voyagerix / shutterstock.com
Das erste Date kann genauso aufregend sein wie ein Vorstellungsgespräch. Zumindest was den Grad
an Nervosität angeht....
Bewerbungstipps
© Halfpoint / www.shutterstock.com
Wir haben für Euch eine Muster Initiativbewerbung erstellt. Das Ganze ist Kostenlos und steht jedem für eine...
© Syda Productions / www.shutterstock.com
Aufbau des Lebenslaufs Der Lebenslauf ist zusammen mit dem Anschreiben der wichtigste Teil einer Bewerbung. Er sollte...
© racorn/www.shutterstock.com
Wie bereits erwähnt, liefert für viele Personaler der Lebenslauf die ausschlaggebenden Aspekte, ob ein Bewerber zu einem...
Weiterführende Informationen
Ähnliche Artikel finden? Suchen Sie weiter mit Google: