
© Dean Drobot | shutterstock.com
04. November 2016
Nur „graue Theorie“? – Inwieweit bereitet ein Studium auf das Berufsleben vor?
Uni-Alltag – Und danach?
Klausuren, Referate und Zeiten voller Lernstress: Während des Studiums sind die meisten Studierenden damit beschäftigt, den Uni-Alltag zu meistern und – möglichst bei Ablauf der Regelstudienzeit – ihren Abschluss in der Tasche zu haben. Doch welchen Nutzen hat das Gelernte eigentlich für die Zeit nach dem Abschluss und inwieweit ist man als Absolvent wirklich vorbereitet auf die Herausforderungen des Berufslebens? Ist das theoretische Wissen, das man im Studium erworben hat, auch außerhalb der Uni hilfreich? Oder kommt es dort auf ganz andere Dinge an?
Du hast alle Prüfungen bestanden, die Abschlussarbeit ist geschrieben und deine Noten sind zufriedenstellend oder sogar sehr gut? Dann dürfte dem Übergang von der Uni in den Beruf nichts mehr im Weg stehen. Obwohl sie ihr Fach theoretisch nun gut beherrschen und ein großes Wissen mitbringen, erleben viele Hochschulabsolventen dennoch Überraschungen, wenn sie die ersten Schritte ins Berufsleben machen. Plötzlich werden ganz andere Fähigkeiten erwartet, sowohl die Anforderungen als auch die täglichen Abläufe unterscheiden sich grundlegend vom Studentenalltag.
War es eben noch wichtig, sich auf eine Prüfung vorzubereiten oder in der Bibliothek nach Literatur für die nächste Hausarbeit zu suchen, gilt es beim Berufseinstieg, die neuen Arbeitskollegen kennen zu lernen, sich in ein Team zu integrieren, mit den Arbeitsabläufen in der Firma vertraut zu werden und das theoretisch erworbene Wissen in die Praxis umzusetzen. Der ein oder andere wird sich an dieser Stelle fragen, was die neuen Anforderungen eigentlich mit dem zu tun haben, was an der Uni gelehrt wurde.
Soft Skills sind oft wichtiger als theoretisches Wissen
Personaler bemängeln häufig, dass vielen Hochschulabsolventen grundlegende Kompetenzen fehlen, die im Berufsleben wichtig sind. Dabei wird oft betont, dass vor allem die so genannten Soft Skills, wie Teamfähigkeit, Organisationstalent oder kommunikative Fähigkeiten, bei Bewerbern und Berufseinsteigern mit einem Studium häufig schlecht ausgebildet sind. Hinzu kommt, dass einige Studiengänge – insbesondere im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich – nicht direkt auf einen bestimmten Beruf vorbereiten. Oft haben Absolventen dieser Studiengänge deshalb keine konkreten Vorstellungen davon, wie und wo sie ihre Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt einsetzen können. Doch auch Studierende anderer Fächer haben häufig Probleme damit, ihr theoretisches Wissen im Arbeitsalltag praktisch umzusetzen.
Ausbildung oder Studium – Was qualifiziert mich besser für den Beruf?
Dagegen bereitet eine Ausbildung deutlich effizienter auf einen Beruf vor. Ein Auszubildender lernt den Arbeitsalltag in einem Unternehmen von Anfang an kennen und sammelt damit schneller praktische Erfahrungen als ein Student. Aufgrund der kürzeren Ausbildungsdauer ist er außerdem früh ausgelernt und kann meist bereits nach wenigen Jahren in seinen Beruf einsteigen. Auch Fähigkeiten wie die erwähnten Soft Skills sind – laut Personalern – bei Arbeitnehmern mit einer Ausbildung häufig deutlicher ausgeprägt. Sind sie deshalb besser für das Berufsleben qualifiziert als Hochschulabsolventen? Und wie kann man sich als Student trotzdem auf die Zeit nach dem Abschluss vorbereiten?
Schon im Studium Praxiserfahrung sammeln
Mehrere Umfragen ergaben, dass Personaler besonders häufig bei denjenigen Hochschulabsolventen, die neben ihrem Studium wenig zusätzliche Erfahrungen gesammelt haben, Kompetenzen wie Teamfähigkeit oder andere Soft Skills vermissen. Jedoch ist es auch während eines Studiums möglich, sich diese Fähigkeiten anzueignen. Das kann beispielsweise durch Nebenjobs geschehen, die einen Bezug zum Studienfach haben oder auf andere Weise die eigene Weiterentwicklung und Persönlichkeitsbildung voranbringen. Auch Praktika während der Studienzeit sind hilfreich, um herauszufinden, ob das anvisierte Berufsfeld den eigenen Vorstellungen entspricht und um den Arbeitsalltag in einem Unternehmen der jeweiligen Branche kennen zu lernen. Einen weiteren Pluspunkt im Lebenslauf bilden längere Auslandsaufenthalte. Wer zum Beispiel ein halbes Jahr alleine in einem fremden Land gelebt hat, zeigt, dass er selbständig ist und sich auf neue Situationen einstellen kann. Außerdem können Studierende einem potenziellen Arbeitgeber durch ehrenamtliches Engagement zeigen, dass sie leistungsbereit sind und über eine hohe Eigenmotivation verfügen. Möglichkeiten, um sich auch während eines eher theoretisch ausgerichteten Studiums Fähigkeiten anzueignen, die im Berufsleben wichtig sind, gibt es also genug.
Was bringt das Studium?
Nicht zuletzt werden auch im Studium selbst Kompetenzen gefördert, die in einigen Berufen durchaus gefragt sind. So bleibt die Organisation des eigenen Studiums an den meisten Hochschulen den Studierenden selbst überlassen. Sie müssen selbst planen, wann sie welche Vorlesungen und Seminare besuchen, müssen Prüfungstermine festlegen und dafür sorgen, dass ihre Planung mit teils unübersichtlichen Studienordnungen und Lehrplänen übereinstimmt. Darüber hinaus müssen Studierende Zeit- und Lernpläne – zum Beispiel für Prüfungsvorbereitungen – erstellen und sich selbst motivieren. Organisiertes und strukturiertes Arbeiten sowie Eigeninitiative sind also Fähigkeiten, die Hochschulabsolventen in der Regel mitbringen und die auch auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle spielen.
Wer zusätzlich darauf achtet, neben seinem Studium weitere Erfahrungen zu sammeln und die Theorie durch Praxis zu ergänzen, ist also auch auf das Berufsleben besser vorbereitet.
Von Heike Strotmann
Klausuren, Referate und Zeiten voller Lernstress: Während des Studiums sind die meisten Studierenden damit beschäftigt, den Uni-Alltag zu meistern und – möglichst bei Ablauf der Regelstudienzeit – ihren Abschluss in der Tasche zu haben. Doch welchen Nutzen hat das Gelernte eigentlich für die Zeit nach dem Abschluss und inwieweit ist man als Absolvent wirklich vorbereitet auf die Herausforderungen des Berufslebens? Ist das theoretische Wissen, das man im Studium erworben hat, auch außerhalb der Uni hilfreich? Oder kommt es dort auf ganz andere Dinge an?
Du hast alle Prüfungen bestanden, die Abschlussarbeit ist geschrieben und deine Noten sind zufriedenstellend oder sogar sehr gut? Dann dürfte dem Übergang von der Uni in den Beruf nichts mehr im Weg stehen. Obwohl sie ihr Fach theoretisch nun gut beherrschen und ein großes Wissen mitbringen, erleben viele Hochschulabsolventen dennoch Überraschungen, wenn sie die ersten Schritte ins Berufsleben machen. Plötzlich werden ganz andere Fähigkeiten erwartet, sowohl die Anforderungen als auch die täglichen Abläufe unterscheiden sich grundlegend vom Studentenalltag.
War es eben noch wichtig, sich auf eine Prüfung vorzubereiten oder in der Bibliothek nach Literatur für die nächste Hausarbeit zu suchen, gilt es beim Berufseinstieg, die neuen Arbeitskollegen kennen zu lernen, sich in ein Team zu integrieren, mit den Arbeitsabläufen in der Firma vertraut zu werden und das theoretisch erworbene Wissen in die Praxis umzusetzen. Der ein oder andere wird sich an dieser Stelle fragen, was die neuen Anforderungen eigentlich mit dem zu tun haben, was an der Uni gelehrt wurde.
Soft Skills sind oft wichtiger als theoretisches Wissen
Personaler bemängeln häufig, dass vielen Hochschulabsolventen grundlegende Kompetenzen fehlen, die im Berufsleben wichtig sind. Dabei wird oft betont, dass vor allem die so genannten Soft Skills, wie Teamfähigkeit, Organisationstalent oder kommunikative Fähigkeiten, bei Bewerbern und Berufseinsteigern mit einem Studium häufig schlecht ausgebildet sind. Hinzu kommt, dass einige Studiengänge – insbesondere im geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich – nicht direkt auf einen bestimmten Beruf vorbereiten. Oft haben Absolventen dieser Studiengänge deshalb keine konkreten Vorstellungen davon, wie und wo sie ihre Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt einsetzen können. Doch auch Studierende anderer Fächer haben häufig Probleme damit, ihr theoretisches Wissen im Arbeitsalltag praktisch umzusetzen.
Ausbildung oder Studium – Was qualifiziert mich besser für den Beruf?
Dagegen bereitet eine Ausbildung deutlich effizienter auf einen Beruf vor. Ein Auszubildender lernt den Arbeitsalltag in einem Unternehmen von Anfang an kennen und sammelt damit schneller praktische Erfahrungen als ein Student. Aufgrund der kürzeren Ausbildungsdauer ist er außerdem früh ausgelernt und kann meist bereits nach wenigen Jahren in seinen Beruf einsteigen. Auch Fähigkeiten wie die erwähnten Soft Skills sind – laut Personalern – bei Arbeitnehmern mit einer Ausbildung häufig deutlicher ausgeprägt. Sind sie deshalb besser für das Berufsleben qualifiziert als Hochschulabsolventen? Und wie kann man sich als Student trotzdem auf die Zeit nach dem Abschluss vorbereiten?
Schon im Studium Praxiserfahrung sammeln
Mehrere Umfragen ergaben, dass Personaler besonders häufig bei denjenigen Hochschulabsolventen, die neben ihrem Studium wenig zusätzliche Erfahrungen gesammelt haben, Kompetenzen wie Teamfähigkeit oder andere Soft Skills vermissen. Jedoch ist es auch während eines Studiums möglich, sich diese Fähigkeiten anzueignen. Das kann beispielsweise durch Nebenjobs geschehen, die einen Bezug zum Studienfach haben oder auf andere Weise die eigene Weiterentwicklung und Persönlichkeitsbildung voranbringen. Auch Praktika während der Studienzeit sind hilfreich, um herauszufinden, ob das anvisierte Berufsfeld den eigenen Vorstellungen entspricht und um den Arbeitsalltag in einem Unternehmen der jeweiligen Branche kennen zu lernen. Einen weiteren Pluspunkt im Lebenslauf bilden längere Auslandsaufenthalte. Wer zum Beispiel ein halbes Jahr alleine in einem fremden Land gelebt hat, zeigt, dass er selbständig ist und sich auf neue Situationen einstellen kann. Außerdem können Studierende einem potenziellen Arbeitgeber durch ehrenamtliches Engagement zeigen, dass sie leistungsbereit sind und über eine hohe Eigenmotivation verfügen. Möglichkeiten, um sich auch während eines eher theoretisch ausgerichteten Studiums Fähigkeiten anzueignen, die im Berufsleben wichtig sind, gibt es also genug.
Was bringt das Studium?
Nicht zuletzt werden auch im Studium selbst Kompetenzen gefördert, die in einigen Berufen durchaus gefragt sind. So bleibt die Organisation des eigenen Studiums an den meisten Hochschulen den Studierenden selbst überlassen. Sie müssen selbst planen, wann sie welche Vorlesungen und Seminare besuchen, müssen Prüfungstermine festlegen und dafür sorgen, dass ihre Planung mit teils unübersichtlichen Studienordnungen und Lehrplänen übereinstimmt. Darüber hinaus müssen Studierende Zeit- und Lernpläne – zum Beispiel für Prüfungsvorbereitungen – erstellen und sich selbst motivieren. Organisiertes und strukturiertes Arbeiten sowie Eigeninitiative sind also Fähigkeiten, die Hochschulabsolventen in der Regel mitbringen und die auch auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle spielen.
Wer zusätzlich darauf achtet, neben seinem Studium weitere Erfahrungen zu sammeln und die Theorie durch Praxis zu ergänzen, ist also auch auf das Berufsleben besser vorbereitet.
Von Heike Strotmann
Kommentar: Wunderbar, Du möchtest einen Kommentar zu "Nur „graue Theorie“? – Inwieweit bereitet ein Studium auf das Berufsleben vor?" schreiben.

Minijobs
Studienjournal
© Phovoir | shutterstock.com
Inhalte des Jurastudiums Jura gehört bei deutschen
Studienanfängern zu den am häufigsten gewählten Fächern. Nach...
© racorn | shutterstock.com
Es ist ein Traum! Die Wohnung hat alles, was du suchst. Sie liegt genau in dem Stadtteil, in den du immer wolltest und da...
© ImageFlow | shutterstock.com
Kurzüberblick Wirtschaftswissenschaften ist einer der beliebtesten Studiengänge in Deutschland. Das liegt zum einen...
Bewerbungstipps
© Diego Cervo / shutterstock.com
Lesen, Reisen und Sport: diese drei stehen am häufigsten da, wenn es im
Lebenslauf eines Bewerbers um seine Hobbys...
© wavebreakmedia / shutterstock.com
Bei Post oder E-Mail Bewerbungen sollte ein Bewerbungsfoto auf keinen Fall fehlen. Nur bei Online Bewerbungen ist es oft...
© Pressmaster / shutterstock.com
Wer sich bei den Vereinigten Nationen bewirbt, der muss als Frau auch Fragen zu Menstruationszyklus und Verhütung...
Weiterführende Informationen
Ähnliche Artikel finden? Suchen Sie weiter mit Google: