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12. September 2016
Deutsche Universtäten: Soziale Selektion oder gleiche Chance für alle?
An den deutschen Universitäten studieren überwiegend sogenannte Akademikerkinder. Diese machen laut aktuellen Umfragen mehr als 70 % der Studierenden aus. Abiturienten mit Eltern, die selbst nie eine Hochschule besuchten, haben es schwer: Personen mit einer niedrigen oder mittleren Bildungsherkunft machen weniger als 30 % aller Studierenden aus. Wo bleibt die Diversität? Seit wann ist Deutschland das Land der sozialen Ungerechtigkeit? Und wie kann es zu dieser ungleichen sozialen Zusammensetzung an unseren Hochschulen kommen? Schließlich sollte doch mit der Abschaffung der Studiengebühren für genau diese Diversität unter den Studierenden gesorgt werden? Doch auch ohne Studiengebühren und mit finanzieller Unterstützung wie BAföG bleiben die Hörsäle in Deutschland ein Territorium der Oberschicht.
Deine Bildungsherkunft entscheidet über deine Zukunft?
Weniger als 10 % aller Studierenden hat Eltern mit Hauptschulabschluss. Es scheint in Deutschland also schwierig zu sein, es mit diesem Background an eine Uni zu schaffen. Wer Eltern mit Uni-Abschluss hat, für den gilt es dagegen als selbstverständlich, selbst einmal eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Aktuelle Umfragen belegten weiterhin, dass Akademikerkinder viel häufiger für eine bestimmte Zeit Ihres Studiums ins Ausland gehen. Studierende Arbeiterkinder dagegen nicht. Die soziale Herkunft hat somit einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der beruflichen Laufbahn. Doch das muss nicht immer so sein.
Das Studium als Privileg
Obwohl die Zahl der Studierenden jährlich steigt und mit mehr als 2,5 Millionen in diesem Jahr einen erneuten Höhepunkt feiert, ändert sich seit Jahren nichts an der sozialen Zusammensetzung der Studierenden. Die Studienchancen für Arbeiterkinder scheinen sich einfach nicht zu erhöhen. Im europäischen Vergleich bilden wir damit, zusammen mit ein paar anderen Ländern, das Schlusslicht. Länder, in denen das Verhältnis von Studierenden aus einer höheren Bildungsschicht und einer niedrigeren Bildungsschicht sehr viel ausgewogener ist, sind die Türkei, Portugal, Spanien und Italien. Es scheint, als sei die Aufnahme eines Studiums bei uns immer noch ein Privileg der oberen Gesellschaftsschicht.
Studieren als Arbeiterkind
Die Gründe für das Fehlen von Arbeiterkindern an unseren Universitäten sind vielseitig. Häufig handelt es sich um ganz persönliche und auch um soziale Gründe, die nichts mit unserem Bildungssystem zu tun haben. Wer aus einer Akademikerfamilie kommt, für den ist es einfach selbstverständlich selbst eine Hochschule zu besuchen, wobei es für ein Arbeiterkind eben genauso selbstverständlich ist, eine Ausbildung zu beginnen (trotz Abitur und damit einer Hochschulzugangsberechtigung). Auch die Versagensängste und Selbstzweifel sind bei Arbeiterkindern vermutlich größer aus bei Akademikerkindern, die mehr Selbstsicherheit vermittelt bekommen und sich auf die finanzielle und auch fachliche Unterstützung ihrer Eltern verlassen können.
Das Studium ist für Personen aus niedrigeren Bildungsschichten etwas Unbekanntes. Dies schreckt natürlich ab. Wer nicht weiß, was auf ihn zukommt und Angst davor hat, diese neue Aufgabe alleine nicht bewältigen zu können, entscheidet sich bewusst gegen ein Studium. Natürlich spielt auch das Geld eine große Rolle. Wer aus einer finanziell schwächeren Familie kommt, ist eher daran interessiert, schnell etwas Geld verdienen zu können, anstatt im Gegenteil noch für einige weitere Jahre Geld in seine Ausbildung zu investieren. Trotz Studienhilfen wie BAföG müssten Studierende, die keine finanzielle Unterstützung Ihrer Eltern bekommen, nebenher jobben. Damit erschweren sich die Bedingungen ohnehin um ein Vielfaches.
Chancengleichheit an deutschen Unis schaffen
Was kann man jetzt tun, damit mehr Arbeiterkinder die Aufnahme eines Studiums wagen? Zunächst muss ihnen die Versagensangst genommen werden, zum Beispiel mithilfe von Informationen. Arbeiterkinder trauen sich ein Studium häufig nicht zu, weil sie nicht wissen was auf sie zukommen würde. Diese Unsicherheit muss so früh wie möglich bekämpft werden. Hier sollte bereits in der Schule erste Arbeit geleistet werden, damit junge Schüler von früh auf wissen, welche Optionen sie einmal haben könnten. Auch bei der Berufswahl können Eltern mit niedrigerer Bildungsherkunft ihren Kindern kaum weiterhelfen. Anders als bei Akademikerfamilien, wo häufig empfohlen wird, in die Fußstapfen der Eltern zu treten, oder etwas „sicheres“ zu studieren, wie Jura oder Medizin. Solche anspruchsvollen Vorschläge hören Arbeiterkinder eher in Ausnahmefällen. Daher müssen auch hier die Bildungseinrichtungen mehr tun.
Wenn alle Schüler die gleichen Informationen bekommen, kommt man dem Ziel der Diversität an deutschen Hochschulen schon ein ganzes Stückchen näher. So kann zumindest die Ausgangslage ein wenig mehr aneinander angeglichen werden. Neben dem Mangel an Informationen rund um das Studium spielt die Unterstützung der Eltern auch auf einer anderen Ebene eine zentrale Rolle. Sofern diese hinter ihrem Kind stehen und dieses motivieren, steht dem Einschlagen eines neuen Karriereweges nichts mehr im Wege. Dies ist nicht nur für das Individuum wichtig, sondern würde eine Bereicherung für die ganze Gesellschaft darstellen. Der akademische Nachwuchs sollte einen Querschnitt der Gesellschaft abbilden, denn nur dann kann man von wahrer Chancengleichheit in unserem Land sprechen.
Von Jana Möller
"Bildung und soziale Ungleichheit", Prof. Dr. Michael Hartmann
Deine Bildungsherkunft entscheidet über deine Zukunft?
Weniger als 10 % aller Studierenden hat Eltern mit Hauptschulabschluss. Es scheint in Deutschland also schwierig zu sein, es mit diesem Background an eine Uni zu schaffen. Wer Eltern mit Uni-Abschluss hat, für den gilt es dagegen als selbstverständlich, selbst einmal eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Aktuelle Umfragen belegten weiterhin, dass Akademikerkinder viel häufiger für eine bestimmte Zeit Ihres Studiums ins Ausland gehen. Studierende Arbeiterkinder dagegen nicht. Die soziale Herkunft hat somit einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der beruflichen Laufbahn. Doch das muss nicht immer so sein.
Das Studium als Privileg
Obwohl die Zahl der Studierenden jährlich steigt und mit mehr als 2,5 Millionen in diesem Jahr einen erneuten Höhepunkt feiert, ändert sich seit Jahren nichts an der sozialen Zusammensetzung der Studierenden. Die Studienchancen für Arbeiterkinder scheinen sich einfach nicht zu erhöhen. Im europäischen Vergleich bilden wir damit, zusammen mit ein paar anderen Ländern, das Schlusslicht. Länder, in denen das Verhältnis von Studierenden aus einer höheren Bildungsschicht und einer niedrigeren Bildungsschicht sehr viel ausgewogener ist, sind die Türkei, Portugal, Spanien und Italien. Es scheint, als sei die Aufnahme eines Studiums bei uns immer noch ein Privileg der oberen Gesellschaftsschicht.
Studieren als Arbeiterkind
Die Gründe für das Fehlen von Arbeiterkindern an unseren Universitäten sind vielseitig. Häufig handelt es sich um ganz persönliche und auch um soziale Gründe, die nichts mit unserem Bildungssystem zu tun haben. Wer aus einer Akademikerfamilie kommt, für den ist es einfach selbstverständlich selbst eine Hochschule zu besuchen, wobei es für ein Arbeiterkind eben genauso selbstverständlich ist, eine Ausbildung zu beginnen (trotz Abitur und damit einer Hochschulzugangsberechtigung). Auch die Versagensängste und Selbstzweifel sind bei Arbeiterkindern vermutlich größer aus bei Akademikerkindern, die mehr Selbstsicherheit vermittelt bekommen und sich auf die finanzielle und auch fachliche Unterstützung ihrer Eltern verlassen können.
Das Studium ist für Personen aus niedrigeren Bildungsschichten etwas Unbekanntes. Dies schreckt natürlich ab. Wer nicht weiß, was auf ihn zukommt und Angst davor hat, diese neue Aufgabe alleine nicht bewältigen zu können, entscheidet sich bewusst gegen ein Studium. Natürlich spielt auch das Geld eine große Rolle. Wer aus einer finanziell schwächeren Familie kommt, ist eher daran interessiert, schnell etwas Geld verdienen zu können, anstatt im Gegenteil noch für einige weitere Jahre Geld in seine Ausbildung zu investieren. Trotz Studienhilfen wie BAföG müssten Studierende, die keine finanzielle Unterstützung Ihrer Eltern bekommen, nebenher jobben. Damit erschweren sich die Bedingungen ohnehin um ein Vielfaches.
Chancengleichheit an deutschen Unis schaffen
Was kann man jetzt tun, damit mehr Arbeiterkinder die Aufnahme eines Studiums wagen? Zunächst muss ihnen die Versagensangst genommen werden, zum Beispiel mithilfe von Informationen. Arbeiterkinder trauen sich ein Studium häufig nicht zu, weil sie nicht wissen was auf sie zukommen würde. Diese Unsicherheit muss so früh wie möglich bekämpft werden. Hier sollte bereits in der Schule erste Arbeit geleistet werden, damit junge Schüler von früh auf wissen, welche Optionen sie einmal haben könnten. Auch bei der Berufswahl können Eltern mit niedrigerer Bildungsherkunft ihren Kindern kaum weiterhelfen. Anders als bei Akademikerfamilien, wo häufig empfohlen wird, in die Fußstapfen der Eltern zu treten, oder etwas „sicheres“ zu studieren, wie Jura oder Medizin. Solche anspruchsvollen Vorschläge hören Arbeiterkinder eher in Ausnahmefällen. Daher müssen auch hier die Bildungseinrichtungen mehr tun.
Wenn alle Schüler die gleichen Informationen bekommen, kommt man dem Ziel der Diversität an deutschen Hochschulen schon ein ganzes Stückchen näher. So kann zumindest die Ausgangslage ein wenig mehr aneinander angeglichen werden. Neben dem Mangel an Informationen rund um das Studium spielt die Unterstützung der Eltern auch auf einer anderen Ebene eine zentrale Rolle. Sofern diese hinter ihrem Kind stehen und dieses motivieren, steht dem Einschlagen eines neuen Karriereweges nichts mehr im Wege. Dies ist nicht nur für das Individuum wichtig, sondern würde eine Bereicherung für die ganze Gesellschaft darstellen. Der akademische Nachwuchs sollte einen Querschnitt der Gesellschaft abbilden, denn nur dann kann man von wahrer Chancengleichheit in unserem Land sprechen.
Von Jana Möller
"Bildung und soziale Ungleichheit", Prof. Dr. Michael Hartmann
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